Meine Zusammenarbeit mit Ulrich Moritz (siehe Foto) reicht mittlerweile zwanzig Jahre zurück. Wir haben gemeinsam mit verschiedenen Bandprojekten Dutzende von Konzerten bestritten und zwei CDs mit gemeinsamer Musik veröffentlicht. All das fand statt, bevor ich zum Schriftsteller wurde und er zu einem der gefragtesten deutschen Percussionisten und Schlagzeuger, der mit internationalen Spitzenmusikern zusammenarbeitet. Er hat an über sechzig LPs und CDs mitgewirkt und erhielt für seine Arbeit zahlreiche Auszeichnungen. Für den Berliner Tagesspiegel ist er »der subtilste, geschmackvollste und sensibelste Schlagzeuger der Berliner Jazzszene, ein Melodiker vor dem Herrn.« Das Jazzpodiumjubelte: »faszinierend dynamisch und sehr einfühlsam.«
Als ich für das Projekt Reise nach Transgenien erstmalig nach einem musikalischen Partner suchte, stand er ganz oben auf meiner Wunschliste. Und zu meiner großen Freude sagte er sofort zu.
Projekte, die Texte und Musik zu verbinden versuchen, laufen oft auf ein mehr oder weniger zusammenhangloses Nebeneinander beider Kunstformen heraus. Häufig bietet die Musik kaum mehr als Denk- und Erholungspausen zwischen anstrengenden Texten. Die Reise nach Trangenien war anders, ein Verdienst von Ulrich Moritz. Seine musikalischen Beiträge arbeiten nicht nur mit zahllosen Klang- und Geräuscherzeugern, sondern auch mit Sprache, mit Silben und Inhalten, die er zerlegt, zerhackt und zu kurzen rhythmischen Kleinodien zusammensetzt. Auf unserer Reise nach Transgenien wurden der erzählerische Rahmen der Gentechniksatire Wenzels Pilz und kurze Tatsachenberichte aus dem Bereich der Invasionsbiologie (aus Die Ameise als Tramp) von der Musik nicht nur illustriert, sondern inhaltlich aufgenommen und humorvoll kommentiert.
Durch das enge Zusammenspiel von Wort und Klang entsteht ein viel intensiveres Stimmungsbild, als es mit Text oder Musik allein zu erreichen wäre. Das Resultat ist ein Film im Kopf der Zuhörer, traurig, schockierend und amüsant zugleich.
Die Rezensentin des Münchner Merkurs war begeistert:
»Unter einer Invasion von Insekten litt am Montag das Cafe Ruffini, und seine Besucher wurden vom Wuchern riesiger Fliegenpilze bedroht. Auf sehr vergnügliche Weise natürlich: Der Biologe und Autor Bernhard Kegel und der Percussion-Spieler Ulrich Moritz machten mit ihrer literarisch-musikalischen Odyssee »Reise nach Transgenien« im Rahmen der Frühjahrsbuchwoche den Lebensraum Cafe unsicher und vernichteten friedvolle Vorstellungen von einer gentechnisierten Welt.
Was da kreuchte und fleuchte waren nicht nur Kegels literarische und satirische Hirngespinste. Überall kreuchte, fiepte und knabberte es bei dieser Lesung. Und die meisten Geräusche dieser Art gab ein großes Insekt auf der Bühne von sich, mit fühlerartigen Mikrofonen, Schwänzen aus Kastagnetten und Schüsseln, die an Insektenaugen erinnern: die Schlagwerkbatterie des Jazzmusikers Ulrich Moritz. Der kommentierte das Treiben von Kegels Gentechnikern und monströsen Lebewesen nicht nur subtil mit schwingenden Glockenklängen, raunenden Trommeln und einer betörenden Rhythmik. Moritz baute aus Worten, Silben und Klängen gigantische musikalische Tausendfüßler und ließ sie durch die sensibilisierte Phantasie der Zuhörer trappeln. So gruselig die Landschaften dieses Transgeniens sind, der Humor von Kegel und Moritz bewirkte, dass man von dieser Reise so schnell nicht zurückkehren mochte.«