»… eine modern ver­packte Fami­li­en­tra­gö­die mit fein gezeich­ne­ten, glaub­wür­di­gen Per­so­nen.«
Lite­ra­tu­ren

Eine neue Ära ist ange­bro­chen, das Zeit­al­ter der Sexy Sons, der schöns­ten und attrak­tivs­ten Nach­kom­men. Nichts wird mehr dem Zufall über­las­sen, Eltern las­sen sich, oder auch ihre Idole, klo­nen und stel­len die gene­ti­schen Merk­male ihres Nach­wuch­ses per Kata­log zusam­men.

ED Senft, einer der reichs­ten Män­ner Ham­burgs, fei­ert sei­nen 60. Geburts­tag. Alles, was in der Han­se­stadt Rang und Namen hat, ist in die neu errich­tete Elb­ufer­halle gela­den, das Fern­se­hen über­trägt die Ver­an­stal­tung live, mode­riert vom bekann­ten Star Paul Abend. Doch die wahre Sen­sa­tion ist dem Publi­kum noch nicht bekannt. Anläss­lich die­ses run­den Geburts­tags soll die neu­este Erfin­dung der Senft AG prä­sen­tiert wer­den: Glo­bac­ter, die Zelle für die Welt. In jah­re­lan­ger For­schung ist es Senfts Gene­ti­kern gelun­gen, ein Bak­te­rium zu syn­the­ti­sie­ren, das Erdöl frisst und als unschäd­li­chen Stoff wie­der aus­schei­det.: das Ende der Umwelt­ver­schmut­zun­gen durch Tan­ker­un­fälle und lecke Über­land­pipe­lines ist abzu­se­hen. Doch der Abend ver­läuft kei­nes­falls so rei­bungs­los wie geplant: Glo­bac­ter wird gestoh­len, das Schwimm­wun­der Rebecca Scholz tät­lich ange­grif­fen. Ein Alp­traum beginnt.

Sexy Sons
Roman, 463 Sei­ten
Ammann Ver­lag, Zürich, 2001
Fischer Taschen­buch Ver­lag
Ver­grif­fen

Lese­probe

1

Drau­ßen vor den dicken, meter­ho­hen Schei­ben herrschte dich­tes Schnee­ge­stö­ber. Ange­trie­ben von einem kräf­ti­gen Wind, jag­ten die Flo­cken von links nach rechts vor­bei in Rich­tung Lan­dungs­brü­cken. Jemand äußerte die Ver­mu­tung, sie wür­den aus einer gigan­ti­schen Schnee­ka­none geschleu­dert, die sich außer­halb des Blick­fel­des befand. ED Senft sei das ohne wei­te­res zuzu­trauen. Im nächs­ten Moment wirkte die Sze­ne­rie wie ein­ge­fro­ren. Der Schnee tanzte über dem grauen Elb­was­ser auf der Stelle, als habe er plötz­lich die Ori­en­tie­rung ver­lo­ren. Einige Zuschauer hat­ten genug gese­hen und wand­ten sich ab.

Lesen Sie wei­ter…

Pres­se­stim­men

»Es ist die Ära der sexy Söhne, der per­fek­ten Nach­kom­men – im per­fi­des­ten Fall per­fekt im Sinne von gene­tisch iden­tisch mit dem Erzeu­ger, sorry, Auf­trag­ge­ber. Zwar sol­len Kegels Leser gut unter­hal­ten sein, vor allem aber will er die gro­ßen Fra­gen der Wis­sen­schaft auf die Belange ihrer klei­nen Exis­ten­zen her­un­ter­bre­chen. Wir sol­len wis­sen von die­sen Din­gen. Und dar­über nach­den­ken! Seine Sci­ence-Fic­­tion ist nah an den heute tat­säch­lich abseh­ba­ren Mög­lich­kei­ten der Repro­duk­ti­ons­me­di­zin ent­lang ent­wi­ckelt. Das Ein­dring­li­che ist das Ver­traute bezie­hungs­weise seine augen­schein­lich gering­fü­gige Fort­schrei­bung.
Die Prot­ago­nis­ten zum Bei­spiel ken­nen wir alle. Da ist ED Senft, der Kon­zern­chef und Macher, der – nichts Böses im Sinn – doch nur der eige­nen Herr­lich­keit zur Wie­der­ge­burt ver­hel­fen möchte, indem er sich klont. Da ist Didi, der Ver­lie­rer, der im Schat­ten sei­nes Vaters zugrunde geht. Wir alle ken­nen Didi.
Ja. Wir brau­chen drin­gend Augen­auf­ma­cher. Und Bernhard Kegel scheint der rich­tige Mann zu sein, um diese Auf­gabe zu über­neh­men.
Anja Jar­dine, Die Zeit

»Ham­burg, Mitte des 21. Jahr­hun­derts. Medi­zin und Gen­tech­no­lo­gie haben es wei­ter­ge­bracht, als wir heute zu befürch­ten wagen. Im Bereich der Fort­pflan­zung wird nichts mehr dem Zufall über­las­sen: Men­schen wer­den unter Aus­schal­tung aller der Wis­sen­schaft bekann­ten Feh­ler erzeugt (nur noch sel­ten: gezeugt), per­fekte Wesen.»Sexy Sons« ist eine modern ver­packte Fami­li­en­tra­gö­die mit fein gezeich­ne­ten, glaub­wür­di­gen Per­so­nen. Der Leser, der die 460 Sei­ten zu Ende liest, wird es nicht bereuen. Als Bonus gibt es, gut ver­steckt mit­ten im Roman, eine wit­zige Par­odie auf Boris Beckers Samen­raub. Und natür­lich tut es gut, zu wis­sen, dass die Wis­sen­schaft auch im Jahre Zweitausend‑x noch kein Mit­tel gegen mensch­li­che Schwä­chen gefun­den hat.«
Clau­dia Schulze, Lite­ra­tu­ren

»Der per­fekte Nach­kömm­ling, den sich die Eltern per Kata­log zusam­men­stel­len: Es ist keine Sci­ence Fic­tion, die Bernhard Kegel in sei­nem Buch, das mal sati­risch, dann wie­der wie ein Kri­mi­nal­ro­man wirkt, beschreibt. Die Risi­ken der Gen­tech­nik spiel­ten bereits in Kegels ers­tem Roman »Wen­zels Pils« von 1993 die Haupt­rolle. In »Sexy Sons« sind die öko­lo­gi­schen Aus­wir­kun­gen ein Thema: Glo­bac­ter droht am Ende sämt­li­che Ölvor­kom­men der Welt zu ver­nich­ten. Dar­über hin­aus schil­dert der Roman die gesell­schaft­li­chen und psy­cho­lo­gi­schen Fol­gen des Klo­nens.«
Uwe Sau­er­wein, Ber­li­ner Mor­gen­post

Kom­men­tar hin­ter­las­sen