»Bernhard Kegel ist der deut­sche Michael Crich­ton. ›Der Rote‹ ist sein Meis­ter­werk.«
Ulrich Baron, Die Welt

Her­mann Pauli 1

Kai­koura, Neu­see­land: Ein gewal­ti­ges See­be­ben ver­wan­delt den male­ri­schen Küs­ten­strei­fen bin­nen Minu­ten in eine Schlamm­wüste. Die Wale ver­schwin­den und mit ihnen die Tou­ris­ten. Nur der deut­sche Bio­loge Her­mann Pauli bleibt, der eigent­lich in Neu­see­land den Tod sei­ner Frau ver­win­den wollte. Jetzt streift er durch einen Ort der Ver­wüs­tung. Doch dann stellt er fest, dass das See­be­ben auch etwas zutage geför­dert hat, nicht nur zahl­lose Tief­see­tin­ten­fi­sche, die am Strand des Cam­ping­plat­zes ver­en­den, son­dern auch etwas Rie­si­ges, Mons­trö­ses, das die Welt um ihn herum in höchste Alarm­be­reit­schaft ver­setzt.

Der Rote
(Her­mann Pauli 1)
Roman, 544 Sei­ten
mare­buch­ver­lag, Ham­burg 2007
Fischer Taschen­buch Ver­lag

Lese­probe

1. Kai­koura

Maui

Wieder war er schweiß­ge­ba­det auf­ge­wacht. Seit Tagen fand er abends nicht in den Schlaf, dann folg­ten Nächte, so kurz und wenig erhol­sam, dass es ihm beim ers­ten müden Blin­zeln am Mor­gen vor­kam, als hätte es sie gar nicht gege­ben. Her­mann Pauli kannte die­sen Zustand, er hatte weiß Gott genug Zeit im Kampf mit quä­len­den Gedan­ken­spi­ra­len ver­schwen­det, die irgend­wann nur noch um sich selbst kreis­ten. Er hatte es kom­men sehen und viel­leicht sogar pro­vo­ziert. Es war schließ­lich seine Ent­schei­dung gewe­sen, hier­her zu fah­ren, um in den eige­nen alten Fuß­stap­fen zu wan­deln. Er hatte ver­sucht, sich zu wapp­nen, aber als der Rück­fall dann mit Urge­walt über ihn her­ein­brach, hatte er nur noch Schutz suchen kön­nen und gehofft, das Unwet­ter würde sich bald aus­ge­tobt haben und vor­über­zie­hen.

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Pres­se­stim­men

»Der 1953 gebo­rene Bio­loge Bernhard Kegel hat schon mit Roma­nen wie »Wen­zels Pilz« und »Das Ölschiefer­skelett« bewie­sen, dass er der deut­sche Michael Crich­ton ist, der die neu­es­ten Ent­de­ckun­gen der Wis­sen­schaft mit span­nen­den und humor­vol­len Geschich­ten zu ver­bin­den weiß. »Der Rote« ist sein Meis­ter­werk.
So span­nend und so lehr­reich wie »Der Schwarm«: Bernhard Kegels mari­ti­mer End­­zeit-Roman »Der Rote« mischt meis­ter­haft Fakt und Fik­tion. Ein deut­scher Wis­sen­schaft­ler macht sich auf die Suche nach einem sagen­haf­ten Unge­heuer – und wird in der Tief­see fün­dig.«
Ulrich Baron, Die Welt

»Der Roman ist eine Art Rie­sen­krake, der uns mit sei­nen Exkurs-Ten­­ta­keln und emo­tio­na­len Saug­näp­fen sofort gefan­gen nimmt. Kegels ‚Roter‘ leuch­tet so aus sich her­aus, dass man am Ende die mons­trö­sen Weich­tiere, die Wale anknab­bern und Wis­sen­schaft­ler zu Hyä­nen machen kön­nen, fast krau­len möchte.«
Mar­tin Hal­ter, Ber­li­ner Zeitung

»Der Bio­loge Bernhard Kegel hat nicht nur einen packen­den Thril­ler geschrie­ben, son­dern zugleich ein Plä­doyer für den Schutz der Tief­see und ihrer Krea­tu­ren.«
Green­peace Maga­zin 10.2007

Über den Umgang mit Tat­sa­chen

Wenn Sie »Der Rote« gele­sen haben, wird es Sie nicht über­ra­schen, wenn ich mich als gro­ßer Fan die­ser Tier­gruppe oute. Im bes­ten Fall tei­len Sie jetzt meine Begeis­te­rung und wol­len mehr über diese Tiere erfah­ren. (Falls Sie das Buch noch lesen wol­len oder mit­ten­drin ste­cken, soll­ten Sie sich das Fol­gende erst anse­hen, wenn Sie die Lek­türe hin­ter sich haben.)

Man­ches, was im Buch über Cepha­lo­po­den berich­tet wird, mag selt­sam, ja, unwahr­schein­lich, klin­gen. Meine Dar­stel­lung die­ser fas­zi­nie­ren­den Tiere hält sich aber eng an die Tat­sa­chen. Mit zwei Aus­nah­men: Das kol­lek­tive und syn­chrone Leuch­ten der Kal­mare, das Her­mann Pauli am Peketa Beach so begeis­tert, ist – lei­der – reine Erfin­dung. Mir ist nicht bekannt, dass etwas Ähn­li­ches je beob­ach­tet oder beschrie­ben wor­den wäre, aber die Vor­stel­lung gefiel mir so gut, dass ich nicht wider­ste­hen konnte. »Der Rote« ist ein Roman und in einer fik­ti­ven Geschichte muss es erlaubt sein, der Phan­ta­sie den Vor­zug vor der Fak­ten­liebe zu geben, zumal ich ja gestän­dig bin und das, was ich erzähle, nicht völ­lig aus der Luft gegrif­fen ist, son­dern sich an bekann­ten Tat­sa­chen ent­lang­han­gelt. Es ist vor­stell­bar, wenn auch viel­leicht nicht sehr wahr­schein­lich. (Das Glei­che gilt im Übri­gen auch für das Ver­hal­ten des Roten. Wie sich ein sol­ches Tier in der geschil­der­ten Extrem­si­tua­tion ver­hal­ten würde, weiß kein Mensch, also muss und darf man es sich aus­den­ken.) Die Bio­lu­mi­nes­zens der Kopf­fü­ßer dient ver­mut­lich nicht nur der Tar­nung durch »Gegen­be­leuch­tung«, wie im Buch geschil­dert, son­dern auch dem Beu­te­er­werb, der Partn­er­fin­dung und der Kom­mu­ni­ka­tion, z.B. um grö­ßere Grup­pen zusam­men­zu­hal­ten.

Zudem bin ich zuver­sicht­lich, dass man mich nie wider­le­gen wird. Der Teil der Tief­see, der genau unter­sucht wurde und über den man in etwa so gut Bescheid weiß, wie über die Öko­sys­teme über Was­ser, ist nicht grö­ßer als ein paar Fuß­ball­fel­der. Da unten dürfte sich so eini­ges abspie­len, von dem wir bis­lang nicht die geringste Ahnung haben. (Ich halte es aller­dings für sehr unwahr­schein­lich, dass dazu auch die Exis­tenz einer zwei­ten irdi­schen intel­li­gen­ten Spe­zies gehört.)

Der zweite Punkt, in dem ich über­trie­ben habe, betrifft das Leuch­ten gefan­ge­ner Tiere. Es dürfte zu den sel­te­nen Glücks­mo­men­ten eines Tief­seece­pha­lo­po­den­for­schers gehö­ren, wenn mit dem Schlepp­netz an die Ober­flä­che geholte Tiere sich als unver­sehrt und vital erwei­sen. Dass sie aber nach über­stan­de­ner Fang­tor­tur in einem Aqua­rium noch drei­ßig oder gar sech­zig Minu­ten lang in vol­ler Pracht erstrah­len, wie es Ray­mond an Bord der Otago erlebt, ist sehr unwahr­schein­lich.

Die Moby-Klick-Gruppe exis­tiert tat­säch­lich. Alles, was im Roman über die Pott­wale von Kai­koura berich­tet wird, ist ihren Publi­ka­tio­nen ent­nom­men oder wurde mir im per­sön­li­chen Gespräch erzählt.

Noch eine letzte Klar­stel­lung: Man kann den Farb­wech­sel und das erstaun­li­che Tarn­ver­mö­gen der Kopf­fü­ßer gar nicht genug prei­sen. Wer ein­mal das Glück hatte, bal­zende Sepien zu erle­ben, wird das nie ver­ges­sen, und es grenzt tat­säch­lich an ein Wun­der, wie Kra­ken sich in Sekun­den­schnelle ihrer Umge­bung anpas­sen. Aller­dings ist diese Fähig­keit nicht bei allen Arten in glei­cher Weise aus­ge­prägt. Für Tiere, die in tie­fe­ren Was­ser­schich­ten leben, in die sich kaum ein Licht­strahl ver­irrt, macht Tar­nung durch Farb­an­pas­sung kei­nen Sinn und wurde des­halb aus Ener­gie­spar­grün­den auf­ge­ge­ben. Diese Tiere sind oft durch­sich­tig, besit­zen nur wenige, fle­cken­ar­tige Farb­zel­len oder sie sind, wie der tie­ri­sche Held mei­ner Geschichte, tief rot, besit­zen also nur (oder fast nur) rote Chro­ma­to­pho­ren.

Lite­ra­tur

Wie zu fast allen wis­sen­schaft­li­chen The­men ist auch die Lite­ra­tur über Cepha­lo­po­den schier ufer­los. Hier eine kurze Liste von Büchern und Auf­sät­zen, die für die im Roman »Der Rote« behan­del­ten The­men von beson­de­rer Bedeu­tung sind, natür­lich ohne jeden Anspruch auf Voll­stän­dig­keit. Ich habe die Arbei­ten über Cepha­lo­po­den und Pott­wale der Über­sicht hal­ber getrennt.

Auf einige Arbei­ten möchte ich noch ein­mal geson­dert hin­wei­sen. Anga­ben zum Grö­ßen­ver­hält­nis von Tie­ren, die in Pott­walm­ä­gen bzw. Schlepp­net­zen gefun­den wur­den, gibt Mal­colm Clarke (1977), der jah­re­lang als Beob­ach­ter auf Wal­fangschif­fen mit­ge­fah­ren ist.

Die umstrit­tene These, dass Cepha­lo­po­den die Pro­fi­teure des welt­wei­ten Fisch­­fang-Over­­kills sein könn­ten, stammt von Caddy & Rod­house (1998).

Auf die Idee, dass para­si­ti­sche Kas­tra­tion eine Rolle spie­len könnte, brachte mich der Auf­satz von Wal­ter Man­ger et al. (1999). Darin fin­det sich auch die Auf­nahme des rie­si­gen fos­si­len Nau­ti­lo­iden, den Ray Her­mann am Bild­schirm zeigt. Die von Ray erwähn­ten Unter­su­chun­gen an para­si­tier­ten Schne­cken stam­men von Kim Mou­rit­sen et al. (1994).

Für Unge­dul­dige sind einige der wich­tigs­ten Texte her­vor­ge­ho­ben. Die meis­ten exis­tie­ren lei­der nur im eng­li­schen Ori­gi­nal.

Über Cepha­lo­po­den:

  • Abbott, N. Joan; Wil­liam­son, Roddy & Mad­dock, Linda (Ed.) 1995: Cepha­lo­pod Neu­ro­bio­logy. Neu­ro­sci­ence stu­dies in squid, octo­pus and cuttle­fish. Oxford Uni­ver­sity Press, Oxford
  • Clarke, Mal­colm R. 1977: Beaks, Nets and Num­bers. Symp. zool. Soc. Lon­don (1977) No. 38, pp 89–126, Aca­de­mic Press, Lon­don
  • Clarke, Mal­colm R. (Ed.) 1996: The role of cepha­lo­pods in the world’s oce­ans. Phil. Trans. R. Soc. Lon­don B 351, pp 979‑1112
  • Caddy, J. F. & Rod­house, P. G. 1998: Cepha­lo­pod and ground­fish landings; evi­dence for eco­lo­gi­cal change in glo­bal fishe­ries?Reviews in Fish Bio­logy and Fishe­ries 8, pp 431–444
  • Diverse 2000: Pro­po­sal for the Pro­tec­tion of Whyalla’s Aus­tra­lian Giant Cuttle­fish spaw­ning grounds from 2001 onwards. Whyalla
  • Ellis, Richard 2002: Rie­sen­kra­ken der Tief­see. Die auf­re­gende Suche nach den letz­ten unbe­kann­ten Wesen unse­rer Welt. Heel Ver­lag, Königs­win­ter
  • Han­lon, Roger T. & Mes­sen­ger, John B. 1996: Cepha­lo­pod Beha­viour. Cam­bridge Uni­ver­sity Press, Cam­bridge
  • Man­ger, Wal­ter L.; Meeks, Lisa & Ste­phen, Daniel 1999: Patho­lo­gi­cal gigan­tism in middle car­bo­ni­fe­rous cepha­lo­pods, Sou­thern mid­con­ti­nent, United Sta­tes. In: Olo­riz & Rodri­­guez-Tovar 1999: Advan­cing Rese­arch on Living and Fos­sil Cepha­lo­pods. pp 77–89, New York
  • Mes­sen­ger, J. B. 2001: Cepha­lo­pod chro­ma­to­pho­res: neu­ro­bio­logy and natu­ral history. Bio­lo­gi­cal Reviews 76, pp 473–528, Cam­bridge Phi­lo­so­phi­cal Society
  • Mou­rit­sen, Kim N. & Jen­sen, K. Tho­mas 1994: The enigma of gigan­tism: effect of lar­val tre­ma­to­des on growth, fecun­dity, eges­tion and loco­mo­tion in Hydrbia ulvae (Penn­ant) (Gas­tro­poda: Pro­s­o­bran­chia). J. exp. Mar. Biol. Ecol. 181, pp 53–66
  • Nig­ma­tul­lin, Ch. M.; Nesis, K. N. & Ark­hip­kin, A. I. 2001: A review of the bio­logy of the jumbo squid Dosi­di­cus gigas (Ceph.: Ommastre­phi­dae). Fishe­ries Rese­arch 54, pp 9–19
  • Nor­man, Mark D. & Lu, C.C. 1997: Sex in giant squid. Nature 389, pp 683–684
  • O’Shea, Steve 2002: Hali­phron atlan­ti­cus – a giant gela­ti­nous octo­pus. Bio­di­ver­sity Update 5, NIWA, Wel­ling­ton, Neu­see­land
  • Pascual, S. & Hoch­berg, F.G. 1996: Marine Para­si­tes as Bio­lo­gi­cal Tags of Cepha­lo­pod Hosts. Para­si­to­logy Today 12, pp 324–327
  • Piat­kow­sky, Uwe; Pierce, G.J. & Morais da Cunha, M. 2001: Impact of cepha­lo­pods in the food chain and their inter­ac­tion with envi­ron­ment and fishe­ries: an over­view. Fishe­ries Rese­arch 52, pp 5–10
  • San­tos, M. B.; Clarke, M. R. & Pierce, G. J. 2001: Asses­sing the importance of cepha­lo­pods in the diets of marine mammals and other top pre­da­tors: pro­blems and solu­ti­ons. Fishe­ries Rese­arch 52, pp 121–139
  • Wid­der, E. A. 1999: Bio­lu­mi­ne­s­cence. In: Archer, A.N. et al. 1999: Adap­tive Mecha­nisms in the Eco­logy of Vision, pp 555–581, Klu­wer Aca­de­mic Publishers, Dor­d­recht
  • Warnke, Kers­tin; Keupp, Hel­mut & von Boletzky, Sigurd 2003: Coleo­ids Cepha­lo­pods Through Time. Pro­cee­dings of the Inter­na­tio­nal Sym­po­sium, Ber­li­ner paläo­bio­lo­gi­sche abhand­lun­gen, Band 3, Berlin

Über Pott- und andere Wale:

  • Chil­der­house, Simon J.; Daw­son, Ste­phen & Sloo­ten, Eli­sa­beth 1995: Abun­dance and sea­so­nal resi­dence of sperm wha­les at Kai­koura, New Zea­land. Can. J. Zool. 73, pp 723–731
  • Daw­son, Ste­phen M. 1996: Dis­tri­bu­tion, Abun­dance and Popu­la­tion Struc­ture of Sperm Wha­les at Kai­koura. WWF Final report, WWF New Zea­land
  • Jaquet, Natha­lie; Daw­son, Ste­phen & Sloo­ten, Eli­sa­beth 2000: Sea­so­nal dis­tri­bu­tion and diving beha­viour of male sperm wha­les off Kai­koura: fora­ging impli­ca­ti­ons. Can. J. Zool. 78, pp 407–419
  • Let­te­vall, Erland; Rich­ter, Daw­son; Whit­ehead et al. 2002: Social struc­ture and resi­dency in aggre­ga­ti­ons of male sperm wha­les. Can. J. Zool. 80, pp 1189–1196
  • Mann, Janet; Con­nor, Richard C.; Tyack, Peter L & Whit­ehead, Hal (Eds.) 2000: Ceta­cean Socie­ties. Field Stu­dies of Dol­phins and Wha­les. The Uni­ver­sity of Chi­cago Press, Chi­cago
  • San­tos, M. B.; Pierce, G. J.; Boyle, P. R. et al. 1999: Sto­mach con­tents of sperm wha­les Phy­se­ter macro­ce­pha­lus stran­ded in the North Sea 1990–1996. Marine Eco­logy Pro­gress Series 183, pp 281–294
  • Shuker, Karl 2002: The New Zoo. New and redis­co­vered ani­mals of the twen­tieth cen­tury. House of Stra­tus, Thirsk
  • Whit­ehead, Hal 2003: Sperm Wha­les. Social Evo­lu­tion in the Ocean. The Uni­ver­sity of Chi­cago Press, Chi­cago

Links

Für Tin­­ten­­fisch-Freaks welt­weit gibt es eine Web­seite, die alles bie­tet: The Octo­pus News Maga­zine Online von Tony Morelli unter der Adresse. https://www.tonmo.com

Hier wird über die Hal­tungs­be­din­gun­gen von Kra­ken dis­ku­tiert, über Cepha­lo­po­den in Lite­ra­tur und Film und über jede neue Ten­ta­kel­sich­tung. Wenn in der Welt irgendwo etwas auf­taucht, das ent­fernt an einen gro­ßen Kopf­fü­ßer erin­nert, hier fin­den Sie ent­spre­chende Hin­weise und die Links, die Sie auf den rich­ti­gen Weg füh­ren. Keine pri­mär wis­sen­schaft­li­che Seite, aber auch Wis­sen­schaft­ler mischen mit, allen voran der Neu­see­län­der Steve O’S­hea, gewis­ser­ma­ßen der wahre Mr. Archi­teut­his, der aber (außer sei­ner frü­he­ren Arbeits­stelle, dem NIWA) nichts mit Ray­mond Hol­mes gemein­sam hat.

Die wis­sen­schaft­li­che Naht­stelle für die Online-Cepha­­lo­­po­­den­­welt ist James Woods Ceph­base. Hier fin­den Sie Infor­ma­tio­nen, Lite­ra­tur, Fotos und Videos zu einer gro­ßen Anzahl von Arten: https://thecephalopodpage.org

Fotos

Cepha­lo­po­den gehö­ren zu den höchst­ent­wi­ckel­ten Tie­ren unse­res Pla­ne­ten, nur kaum einer kennt sie. Die Aus­la­gen von Fisch­ge­schäf­ten hel­fen da eben­so­we­nig wei­ter wie die zumeist trau­ri­gen oder ver­steck­ten Gestal­ten, die man in Aqua­rien fin­den kann. Schnorch­ler haben kaum Chan­cen lebende Kopf­fü­ßer zu ent­de­cken und selbst Tau­cher müs­sen sehr viel Glück und ein geschul­tes Auge haben, um die zumeist her­vor­ra­gend getarn­ten Tiere aus­fin­dig zu machen. Viel­leicht kön­nen sie Kra­ken oder Sepien beob­ach­ten, die große Masse der etwa 750 Cepha­lo­po­den­ar­ten aber bleibt auch ihnen ver­bor­gen.

Ich selbst bin kein Unter­was­ser­fo­to­graf (und ich habe mich schon oft über das rück­sichts­lose Ver­hal­ten man­cher Tau­cher geär­gert, die, bewaff­net mit rie­si­gen Kame­ra­un­ge­tü­men, zur Gefahr für Riff­be­woh­ner und Mit­tau­cher wer­den. Tut mir leid, aber ich finde, in den Hän­den von Men­schen, die noch in ers­ter Linie damit beschäf­tigt ist, zu tarie­ren und sich sta­bil im Was­ser zu posi­tio­nie­ren, haben teure schwere Kame­ras mit weit aus­la­de­nen Blitz­ge­rä­ten nichts ver­lo­ren. Sie soll­ten denen vor­be­hal­ten blei­ben, die sich auf bei­des ver­ste­hen: Das Tau­chen und das Foto­gra­fie­ren.) In vie­len her­vor­ra­gen­den Unter­­was­­ser-Bil­d­­bän­­den oder Doku­men­ta­tio­nen fin­det man aber ein­zelne Auf­nah­men von Kopf­fü­ßern, dar­un­ter auch von Tief­see­for­men wie Vam­py­ro­teut­his. Rie­sen­kal­mare und die ande­ren Gigan­ten wur­den nahezu aus­schließ­lich als mehr oder weni­ger deso­lat zuge­rich­tete Lei­chen abge­lich­tet. Die ein­zige Aus­nahme machen die Auf­nah­men von Kubo­dera und Mori, die auch im Buch erwähnt wer­den. Sie sind aller­dings eher von his­to­ri­schem bzw. doku­men­ta­ri­schem Wert und mei­len­weit von der Qua­li­tät anspruchs­vol­ler Tier­fo­to­gra­fie ent­fernt.

Wer sich einen Über­blick über die For­men­viel­falt der Cepha­lo­po­den ver­schaf­fen will, wer wis­sen will, wie der Peit­schen­schnur­kal­mar aus­sieht, der Her­manns Kühl­schrank blo­ckierte, der His­tio­teut­his, den Ray und Susan bewun­der­ten, oder irgend­eine der ande­ren im Buch erwähn­ten Arten, muss zu Mark Norm­ans »Tin­­ten­­fisch-Füh­­rer« grei­fen. Das Lay­out die­ses Buches ist zwar gewöh­nungs­be­dürf­tig, dafür bie­tet es aber mit über 800 Fotos eine Zusam­men­stel­lung, die ihres­glei­chen sucht, und das zu einem erschwing­li­chen Preis. Neben Beschrei­bun­gen der ein­zel­nen Arten gibt es zahl­rei­che infor­ma­tive Text­bei­träge über spe­zi­elle Aspekte der Cepha­lo­po­den­bio­lo­gie, etwa über Bio­lu­mi­nes­zens, Fort­pflan­zung, Tief­see, Rie­sen­kal­mare und vie­les mehr. Nur eines wer­den Sie darin ver­geb­lich suchen: Ein Foto von Mesony­cho­teut­his, dem Koloss­kal­mar (das fin­den Sie im Inter­net). Trotz­dem: Stel­len Sie das Buch gleich neben den »Roten« ins Bücher­re­gal.

Übri­gens: Der ein­fachste Weg, in Deutsch­land ein­mal einen leib­haf­ti­gen Rie­sen­kal­mar zu sehen, ist ein Besuch des Mee­res­mu­se­ums in Stral­sund. Dort kann man seit kur­zem einen ech­ten Archi­teut­his bewun­dern, natür­lich hin­ter Glas und kon­ser­viert.

Nor­man, Mark: Tin­­ten­­fisch-Füh­­rer. Kra­ken, Argo­nau­ten, Sepien, Kal­mare, Nautil­iden. Welt­weit. Jahr Ver­lag, Ham­burg, 2000. (Ein Buch der Zeit­schrift Tau­chen)

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